Kundgebung gegen die Walrodungspläne vom Schönblick
03.06.2022Knapp 100 Menschen beteiligten sich am Freitag an der Kundgebung von Fridays for Future. In Reden von FFF, der Bürgerinititaive Taubental, den Omas und Opas for Future, dem Stadtrat Sebastian Fritz, Jürgen Stemke und der Fraueninitiative GD, wurden die Pläne des Schönblicks und die Entscheidung des Gmünder Gemeinderats zur Rodung einer fast 1 Hektar großen Waldfläche kritisert. Im Anschluss gab es eine Fahrraddemo um die Altstadt.
Vielen Dank an FFF für die Organisation der Kundgebung!
Lasst uns gemeinsam einstehen für den Erhalt unseres Ökosystems und gegen die Auslagerung sozialer Dienste an reaktionäre Hardliner wie den Schönblick.
Der Schönblick ist kein Kooperationspartner für eine Stadt oder andere soziale Einrichtungen, die sich als vielfältig und tolerant verstehen.
Pflege und Klimaschutz dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
UnterstützerInnen der Kundgebung:
Fridays for Future Ostalb
Klimainitiative Schwäbisch Gmünd
Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd
Jugendkulturinitiative Schwäbisch Gmünd
Bürgerinitiative Taubental
Critical Mass Schwäbisch Gmünd
BUND Schwäbisch Gmünd
NABU Schwäbisch Gmünd.
Unsere Rede
Liebe Menschen auf dem Johannisplatz,
wir von der Fraueninitiative freuen uns, den Aufruf von Fridays for Future anlässlich des Weltüberlastungstages unterstützen zu dürfen. Welcher zeigt, dass der Lebensstil, den wir aktuell führen nicht nachhaltig ist. Bereits heute ist die Hälfte der Menschheit durch die Folgen des Klimawandels hochgradig gefährdet. Auf Kontinenten wie Afrika, Teile Asiens und Lateinamerika ist dies schon lange harte Realität.
Aber auch in Mitteleuropa sind die Auswirkungen spürbar. Dies zeigen die Überschwemmungen aufgrund von Starkregenfällen wie bspw. im Arthal und in Belgien letzten Jahres. Dies kostete mindestens 220 Menschen das Leben. Aber auch hier tauchen aufgrund des Klimawandels solche Starkregenereignisse regional und in immer kürzeren Abständen auf – erinnern wir uns an das Hochwasser im Taubental 2016 – zwei Menschen starben.
Vor diesem Hintergrund wirkt das Vorhaben des Schönblicks gerade zu absurd.
Der Schönblick möchte ein Waldstück im Taubentalwald roden – ein intaktes Ökosystem zerstören und dauerhaft versiegeln. Währenddessen soll ein Damm gebaut werden für den Hochwasserschutz bei Starkregen im Taubental. Dies bedeutet die Rodung weiterer 100 Bäume – dies ist aber zuletzt deshalb notwendig, da im oberen Teil munter weiter gebaut und versiegelt wird. Oder anders ausgedrückt da der Schönblick möchte, dass der Wald umzieht und der Waldkindergarten gleich mit.
Auf diese gerodete Fläche will der Schönblick ein Pflegeheim bauen. Aber lasst und doch einmal darüber sprechen: Mit wem zur Hölle kooperiert die Stadt Schwäbisch Gmünd da eigentlich?
Der Schönblick Schwäbisch Gmünd gibt sich gerne als soziale Instanz und ist mit seinen 200 Mitarbeiterinnen ein bedeutender Player im sozialen Bereich in Schwäbisch Gmünd. Er finanziert und stellt zahlreiche Einrichtungen bspw. der Altenpflege, Seniorenwohnheime oder Kindergärten und nimmt eine immer wichtigere Rolle ein.
Doch mit seinen altpietistischen Glauben gehört der Verband zu den christlichen Hardlinern.
Regelmäßig gewährt der Schönblick radikalen Abtreibungsgegnern und internationalen Gästen der LGBTQ+ feindlichen Szene einen Raum. Die Altpietisten sind Teil der Lebensschutzbewegung. Diese vertritt reaktionäre, christlich-fundamentalistische Positionen und ein Weltbild, das emanzipatorische und gesellschaftliche Errungenschaften akut bedroht und versucht das Rad der Zeit zurückzudrehen.
Sie stellen sich vehement gegen das körperliche Selbstbestimmungsrecht für Frauen – man ist gegen die Abtreibung, gegen die Rechte von Homosexuellen, gegen die Anerkennung vielfältiger Lebens- und Familienformen. 2013 forderte der Vorsitzende der alpis Steffan Kern im Schönblick Schwäbisch Gmünd von Angela Merkel ein Bekenntnis gegen Abtreibungen und gegen die Ehe für alle. Die politischen Folgen dieser Bewegung können wir aktuell in Ungarn, Polen und sogar in den USA sehen in denen rechte Regierungen bzw. vergangene konservative Regierungen (USA) gemeinsam mit christlich-fundamentalistischen Kräften Frauen und LGBTQ+-Rechte abschafft, ungewollt Schwangere stigmatisiert und kriminalisiert.
Wie kann es vor diesem Hintergrund sein, dass diese christlich-fundamentalistisch Hardliner in Schwäbisch Gmünd toleriert werden? (dass man den Schönblick als Kooperationpartner für ein Pflegeheim wählt.)
Möchte die Stadt doch tolerant, vielfältig, offen, aufgeschlossen und umweltbewusst auf ihren e-scootern fahrend und pendler Brezeln essend sein. So setzt sie sich auch mit der Gmünder Charter der Gemeinsamkeit sowie jetzt begonnenen Pride Month gegen die Diskriminierung sowie der geplanten Ausstellung Einhorn sucht Regenbogen öffentlich gegen Diskriminierung von Homosexuellen und für Vielfalt ein. Diese Punkte werden durch die Kooperation mit dem Schönblick welcher offen homophobe und reaktionäre Inhalte vertritt ab absurdum geführt.
Doch vor dieser Realität wird mit Blick auf die Entlastung des städtischen Haushalts die Augen verschlossen. Das alles wird dem Profit untergeordnet zugunsten von Einsparungen der Kosten. (Bitte nicht den Schönblick verärgern – denn wir brauchen ja die Pflegeplätze)
Die Stadt widerspricht sich in zwei Punkten selbst. Durch die geplante Waldrodung werden die eigenen Umweltziele nicht eingehalten. Zum anderen werden soziale Dienste von der tolerante Einhornstadt dem reaktionären, christlich-fundamentalistischen Schönblick übertragen.
Der Schönblick ist kein Kooperationspartner für eine Stadt oder andere soziale Einrichtungen, die sich als vielfältig und tolerant verstehen!
Die Debatte die hier geführt wird – zwischen der Abwägung der Rodung des Waldes oder der dringend benötigten Pflegeplätze ist eine Scheindebatte. Die Pflege ist als Grundversorgung von Menschen ein Grundrecht. Es liegt in der städtischen Verantwortung, sich um die Bedürfnisse der Bürgerinnen zu kümmern und diese ernst zu nehmen.
Es kann nicht sein, dass die Pflege an reaktionäre Hardliner ausgelagert wird.
Systhemchange statt climate change
Fraueninitiative Juni 2022