Versuchter Femizid in Lorch – 29.08.25

Versuchter Femizid in Lorch – 29.08.25

20.09.2025 Aus Von Fraueninitiative Schwaebisch Gmuend

Lorch war kein Einzelfall – Femizide gibt es überall


Was geschah

Am Freitag, den 29. August, versuchte ein 78-jähriger Mann, seine gleichaltrige Ex-Frau in Lorch zu töten. Nach einem Streit in der noch gemeinsamen Wohnung in der Remsstraße griff er sie mit einem bislang unbekannten Gegenstand an und verletzte sie lebensgefährlich. Angehörige alarmierten den Notruf, die Frau wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Täter wurde festgenommen. Gegen ihn wird nun wegen versuchten Totschlags ermittelt. Das war ein versuchter Femizid! Ein Femizid bedeutet die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Der Täter nahm mit seiner brutalen Gewalt den Tod seiner Ex-Frau bewusst in Kauf. Nach Zählung von OneBillionRising war der Fall in Lorch bereits der 183. gezählte (versuchte oder vollendete) Femizid in Deutschland im Jahr 2025.

Kein Einzelfall – Gewalt gegen Frauen ist Alltag

Häusliche Gewalt ist bitterer Alltag vieler Frauen. Sie erfahren Erniedrigungen, Bedrohungen, psychische Gewalt, körperliche und sexualisierte Übergriffe bis hin zum Femizid. Sie betrifft alle sozialen Schichten und Altersgruppen.

  • In Deutschland erleiden jede Stunde mehr als 14 Frauen Gewalt in Partnerschaften (Gewerkschaft der Polizei 2025: Gewalt gegen Frauen).
  • Etwa jede vierte Frau erfährt mindestens einmal in ihrem Leben physische oder sexualisierte durch den aktuellen oder einen früheren Partner (BMFSFJ / Dunkelfeldstudien, zit. Nach UN Women Deutschland 2024).
  • Im Jahr 2023 wurden 155 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet – das bedeutet fast alle zwei Tage fällt eine Frau einem Femizid zum Opfer, und nahezu jeden Tag gibt es einen weiteren Mordversuch (UN Women Deutschland 2024: Gewalt gegen Frauen in Deutschland, nach BKA 2023).

Diese Gewalt ist kein „Privatproblem“, sondern Ausdruck patriarchaler Macht- und Besitzansprüche. Sie bleibt häufig im Verborgenen. Gefühle von Angst und Scham, ökonomische Abhängigkeiten und Schuldzuweisungen aus dem Umfeld verhindern oft, dass Betroffene über das Erlebte sprechen oder sich befreien können. Die Gewalt hat viele Gesichter. Sie reicht von psychischen Erniedrigungen und sozialer Isolation über finanzielle Kontrolle und das Verweigern von ökonomischer Selbstbestimmung bis hin zu sexualisierten Übergriffen, körperlichen Angriffen und schließlich zum Femizid. Diese Formen sind Ausdruck eines Systems, das Frauen in Abhängigkeit hält. Das Patriarchat, eng verwoben mit kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen, schafft die Grundlage dafür, dass Frauen als Besitz betrachtet und ihr Leben kontrolliert wird. Gewalt dient dabei der Aufrechterhaltung von Hierarchien und der Unterordnung von Frauen. Die Folgen sind gravierend: Vereinsamung, Depressionen, chronische Gesundheitsprobleme und nicht selten der Tod durch einen (versuchten) Femizid.

Gewalt in Zahlen – Ostalbkreis

Aktuelle Zahlen zeigen, wie groß das Problem auch hier vor Ort ist. Während die Straftaten im Ostalbkreis im Jahr 2024 insgesamt rückläufig waren, stiegen die Zahlen bei geschlechtsspezifischer Gewalt und insbesondere Sexualdelikten deutlich an. Partnerschaftsgewalt nimmt zu und mit ihr die Gefahr für Frauen, die sich aus gewalttätigen Beziehungen befreien wollen.

Unsere Solidarität

Wir verurteilen jede Form von Gewalt an Frauen! Kein Mann hat das Recht, eine Frau zu kontrollieren, zu demütigen, zu bedrohen, sie zu verletzen, zu vergewaltigen oder zu töten. Gewalt an Frauen ist niemals Privatsache! Wir müssen hinschauen, uns einmischen und Betroffeneunterstützen. Wir zeigen uns solidarisch mit der Betroffenen des versuchten Femizids in Lorch und mit allen Frauen, die Gewalt erleben oder überlebt haben. Wir müssen uns zusammenschließen, Räume zurückerobern und gemeinsam gegen Sexismus und patriarchale Gewalt kämpfen. Nicht eine mehr! Für die Befreiung der Frau.

Wandzeitung