
Die Gewalt aus dem Verborgenen holen
10.09.2021Erneut hat in Schwäbisch Gmünd ein sexueller Übergriff auf eine junge Frau stattgefunden. Diesesmal geschah der Übergriff im privaten Rahmen. Die betroffene Frau war am Freitag den 10. September zu einem gemütlichen Beisammensein zu einem Freund auf dessen Balkon eingeladen worden. Im Verlauf des Abends kam dessen Nachbar zur Gruppe hinzu. Währenddessen die anderen Personen auf dem Balkon saßen, musste die Frau vom Balkon durch die Wohnung auf die Toilette. Der Nachbar war mit der betroffenen Frau nun in der Wohnung allein und drängte sie gegen die Türe und fasste ihr ins Gesicht. Als sie „Nein“ sagte und gehen, wollte griff der Mann ihr zwischen die Beine. Der Täter war sich seiner sicher, dass er diesen sexuellen Übergriff begehen konnte, obwohl andere Personen nebenan saßen. Der Täter war sich seiner sicher, dass dieser sexuelle Übergriff im privaten Rahmen ohne Konsequenzen bleiben wird.
Wir machen diesen Übergriff öffentlich da es unsere einzige Möglichkeit ist gegen diese Gewalt vorzugehen, da auf das Rechtssystem kein Verlass ist. Die psychische Belastung bei Anzeigen ist hoch und die Erfolgsaussichten niedrig, meistens gibt es keine Zeugen und es steht Aussage gegen Aussage.
Zudem sind die Ursachen dieser Übergriffe tief verwurzelt in unserer patriarchalen Gesellschaftsstruktur und stereotypen Rollenbildern, welche Frauen zu Objekten degradiert, unterwirft und sexuelle Gewalt damit normalisiert. Jede dritte Frau in Deutschland ist im Laufe ihres Lebens damit konfrontiert, Betroffene von sexistischen Übergriffen zu sein. Seien es Blicke, Hinterherrufen, Begrabschen bis hin zu Vergewaltigungen oder Femiziden.
Um diesen patriarchalen und sexistischen Normalzustand zu durchbrechen, müssen wir Frauen uns zusammenschließen und uns selbst organisieren.
Liebe Frauen in Schwäbisch Gmünd,
ihr seid nicht alleine und gemeinsam haben wir die Kraft uns zu wehren!
Nach der Auseinandersetzung meldete sich eine weitere Frau der durch den selben Mann vor einem halben Jahr bereits sexuelle Gewalt angetan wurde.
Der Täter wurde bei den VermieterInnen gemeldet und im Wohnhaus und in der Stadt wurden Plakate aufgehängt. Gemeinsam konnte erreicht werden, dass der Mietvertrag des Täters gekündigt wird, sodass er in Zukunft keine Gefahr mehr für andere Bewohnerinnen des Studentenhauses darstellen kann.
Frauen in Schwäbisch Gmünd traut euch und meldet euch! Machen wir die Taten sichtbar! Machen wir den Tätern klar, dass wir nicht länger zu ihrer Gewalt schweigen und ihre Taten nicht mehr decken werden.
Wir haben eine Stimme und wir werden sie benutzen!
Für eine starke Frauensolidarität!
Für die Befreiung der Frau!
