Erfolgreiche Aktion zum Internationalen Frauenkampftag in Schwäbisch Gmünd

Erfolgreiche Aktion zum Internationalen Frauenkampftag in Schwäbisch Gmünd

08.03.2022 Aus Von Fraueninitiative Schwaebisch Gmuend

„Wir halten den Laden nicht länger am Laufen – wir machen ihn dicht!“

Bei wunderschönem Wetter nahmen rund 70 Menschen an den Aktionen zum 8. März auf dem Johannisplatz teil. Unter ihnen auch SchülerInnen und Lehrkräfte des Scheffold Gymnasiums mit selbstgemalten Streikschildern und internationale Gäste aus Mexiko und Italien. Ganze zwei Stunden verwandelte sich der Johannisplatz in einen belebten Ort des Nachdenkens über gesellschaftliche Wirklichkeit und Perspektiven. Neben Rede- und Musikbeiträgen verweilten viele Menschen auf den Sitzgelegenheiten und dem Platz, informierten sich am Info- und Büchertisch und kamen miteinander ins Gespräch.

Es wurden gemeinsam Streikforderungen geschrieben, mit einer Kunst-Installation wurde symbolisch auf den Care-Arbeitsstreik hingewiesen und mit einem Zeitstrahl auf die ungleiche Verteilung der Arbeits- und Lebenszeit von Frauen und Männern in der Gesellschaft aufmerksam macht. Viele Passantinnen blieben stehen um mit uns ins Gespräch zu kommen und von ihrer eigenen Lebenssituation zu berichten.

Dadurch, dass viele Frauen in Berufen arbeiten die schlechter bezahlt sind und aufgrund mangelnder Kinderbetreuungsangebote sind es nach wie vor Frauen die ihre Erwerbsarbeit reduzieren wenn Kinder ins Spiel kommen. Zudem gibt es nach wie vor traditionale Denkmuster das hauptsächlich Frauen die Aufgabe der Kinderversorgung zufallen die Frauen aus der Erwerbsarbeit zurück ins Private und auf lange Sicht in die Altersarmut drängen. Staatliche Regelungen wie das Ehe-gatten Splitting begünstigen dies und sind ein weiteres Beispiel für die Verzahnung von wirtschaftlichen Voraussetzungen, staatlichen Regelungen und patriarchalen Familienbildern. Hiervon berichteten auch viele der Passantinnen: Frauen die schlechter verdienen als ihre Partner und deshalb zu Hause bleiben, Kinderbetreuungsplätze die fehlen und zu teuer sind, Frauen die sich ihr Leben lang nur um Kinder, Heim und Herd gekümmert haben und heute finanziell vor dem Nichts stehen, Männer die im Beruf diskriminiert werden wenn sie Erziehungszeit nehmen möchten, Berufssparten bei denen dies kaum möglich ist, Frauen und Männer die sich gleichermaßen eine gerechtere Verteilung von Reichtum, Arbeit und Leben in der Gesellschaft wünschen.

Gleichzeitig wurde der Vorschlag der 4-in-1 Perspektive von Frigga Haug vorgestellt und Gedankenspiele darüber angeregt was Jede/R mit ihrer/seiner Zeit machen könnte wenn die Erwerbsarbeit und Care-Arbeit gerechter verteilt wären.

Dieser Frage ging ebenfalls die ab 12 Uhr startenden Frauenstreik Aktion nach an der sich ca. 20 Frauen beteiligten. Nach einem Input der Fraueninitiative startete die Diskussion anhand zweier provokativer Fragen. Es wurde über die Rolle der Frau und der Familie in der Gesellschaft gesprochen und darüber welche Rolle das Sorgen und Versorgt werden im Kapitalismus spielt: Warum lassen wir es weiterhin überhaupt zu, dass die Erwerbsarbeit die Schlüsselrolle in unserem Leben spielt und die Sorge-Arbeit so ungerecht verteilt ist– während es eigentlich möglich wäre die Gesellschaft auch mit einer Erwerbsarbeitszeit-Verkürzung zu versorgen und gute Arbeit und ein gutes Leben für alle zu gewährleisten?

Wir freuen uns sehr über die gelungene Aktion und bedanken uns herzlich bei allen die sich an der Vorbereitung beteiligt und die Aktion am Tag selbst durch ihre Teilnahme und ihre Beiträge bereichert haben.

Die Veränderung der Gestaltung der Arbeit und des Lebens ist eine Aufgabe die nur von unten und Schritt für Schritt erreicht werden kann. Die Leitfrage dabei muss für alle sein – in welcher Gesellschaft wollen wir leben und wie kommen wir gemeinsam dorthin? Die Vier-in-einem-Perspektive von Frigga Haug kann uns hierfür ein Kompass sein und ein realistisches Ziel für das es sich zu kämpfen lohnt. 

Also: Machen wir Schluss mit der Ausbeutung des Menschen und der Natur durch den Menschen und gestalten wir eine Gesellschaft in der endlich die Entwicklung jedes Einzelnen zur Voraussetzung für die Entwicklung aller werden kann. Lasst uns gemeinsam Räume schaffen in denen wir darüber nachdenken und uns ausprobieren können. Lasst uns gemeinsam solidarische Prozesse erproben und gesellschaftliche Veränderung anstoßen.

Das werden wir nur gemeinsam und auch nicht heute oder schon morgen erreichen.

Wir werden einen langen Atem brauchen – aber was kann es besseres geben als sich für dieses Ziel einzusetzen und für Befreiung und für ein gutes Leben für alle Menschen zu kämpfen?

In diesem Sinne, lasst uns mutig sein!

Eure Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd

Frauen*streik! Für eine gerechte Verteilung der Arbeits- und Lebenszeit für alle Menschen auf der Welt!